DEUTSCH - POLNISCHER PATIENTENAUSTAUSCH
Reisebericht von der Fahrt nach Dąbki (polnische Ostseeküste) mit Klienten/Patienten aus Oswiecim/Trzebinia und Ehingen (ZfP Zwiefalten)
vom 19.06. bis 24.06.2023
Am 19.6.23 starteten wir, 6 Patientinnen/ Bewohnerinnen eines Wohnhauses für psychisch kranke Menschen in Ehingen, als Begleitpersonen Frau Jolanta Weglowski vom ZfP, die auch als Dolmetscherin fungierte und Frau Caroline Richter von der Bruderhaus Diakonie um 7 Uhr von Ehingen aus in Richtung polnische Ostseeküste nach Dabki bei Koszalin, der Sonne entgegen. Die Fahrt war kurzweilig aufgrund der interessanten Reiseroute, fröhlich durch lautes Mitsingen - sobald der richtige Radiosender gefunden war - und entspannt bei regelmäßigen Pausen und freien Straßen. So kamen wir, nach ziemlich genau 12 Stunden, in Dabki (Neuwasser) an.
Nach dem Bezug der Zimmer und einer kurzen Stärkung wurde der Urlaubsort orientierend erkundet, bis die polnischen Patient:innen und deren Begleitungen nach langer Zugfahrt eingetroffen waren.
Wir wurden herzlich von Dr. Anna Zalewska, Chefärztin der psychiatrischen Abteilung des Klinikums in Oswiecim und von Frau Agata Rakoczy-Kot, Leitung des Fachpflegeheims in Trzebinia begrüßt, die selber auch an der Freizeit teilnahmen. Zusätzlich nahmen von polnischer Seite noch eine Kollegin und eine Dame, die dolmetschte, teil. Von polnischer Seite nahmen 7 Bewohner:innen des dortigen Fachpflegeheims teil. Auch die deutschen und polnischen Klienten begrüßten sich herzlich, teilweise kannte man sich schon und feierte ein Wiedersehen.
Nach der langen Anreise aller Beteiligten war eine frühe Bettzeit angesagt.
Am nächsten Morgen begannen wir den Tag, wie auch an allen darauffolgenden Tagen, mit einem gemeinsamen Frühstück vom großen Buffet. Den ersten Tag nutzen wir, um nach Kolberg (Kołobrzeg), einer größeren Hafenstadt in der Nähe, zu fahren, um Geld zu tauschen und die ersten Momente des Urlaubs bei leckerem Eis und frischer Meeresluft zu genießen. Im Hotel erwartete uns dann ein üppiges Abendessen vom Buffet, welches auch regionalen Fisch beinhaltete. Im Anschluss daran ergab sich nun auch die Gelegenheit, sich gegenseitig besser kennenzulernen und auszutauschen. Trotz sprachlicher Barrieren, welche gut durch die Dolmetscherinnen überwunden werden konnten, verstand man sich gut und lernte sich bei gemeinsamen Spielen besser kennen. Für den nächsten Tag wurden gemeinsame Aktivitäten geplant, auf welche sich alle sehr freuten.
Bei weiterhin gutem Wetter startete der neue Tag. Nach dem Frühstück ging es zusammen in die Stadt, um kleinere Besorgungen zu machen. Anschließend traf man sich gemeinsam am Strand, um die Ostsee, den Sand und die Sonne zu genießen. Allerdings war dies nur von kurzer Dauer, da es heftig zu regnen anfing. So flüchteten alle ins Trockene des Hotels, welches nur wenige Minuten vom Strand entfernt war.
Der Schauer hielt jedoch nur einige Minuten an und zum Glück sollte das auch der einzige Regen während unseres gesamten Urlaubs sein. Frisch geduscht und wieder trocken traf man sich erneut und verweilte beim Eisessen und beim Kauf von Souvenirs. Nach dem Abendessen und einem Spaziergang durch den Wald ließen wir den Tag bei einem Event des Hotels ausklingen und genossen polnische Bratwürste, süßen Tee und Musik.
Am nächsten Tag gab es wieder viele gemeinsame Erlebnisse. Am Vormittag hatte man Gelegenheit zum Spazierengehen, Tischtennis- oder Billardspielen und am Mittag ging es gemeinsam zum Pfannkuchenessen. Diese gab es sowohl süß, wie auch herzhaft und es kam bei allen gut an. Nach einer kleinen Verdauungspause ging es dann gemeinsam aufs Schiff, um den ebenfalls nahe gelegenen See (Jezioro Bukowo) und die Verbindung zwischen See und Meer zu erkunden. Während der gesamten Fahrt herrschte gute ausgelassene Stimmung und alle freuten sich auf das gemeinsame Grillen am Abend. Nachdem am vorherigen Tag die polnische Bratwurst entdeckt und für sehr lecker befunden wurde, war natürlich die Freude darüber, diese erneut verspeisen zu können, sehr groß. Als Rahmenprogramm fanden gemeinsame Spiele, Tanz und Gespräche statt. Für den perfekten Abschluss des Abends ging es anschließend mit Strandliegen ans Meer und wir genossen einen wunderschönen Sonnenuntergang in vollen Zügen.
Leider brach nun auch schon der letzte wirkliche Urlaubstag an, da der darauffolgene Tag der Abreisetag war. Nach dem wie gewohnt ausgiebigen Frühstück fuhren wir in das wenige Kilometer entfernte Rügenwalde (Darłowo), welches als Geburtsort der „Rügenwalder Mühlenwurst“ in Deutschland bekannt sein dürfte und besuchten dort das Schloss. Neben dem imposanten Schlosshof konnte die Folterkammer und die Hexenzelle besichtigt werden. Es gab viel zu erfahren und geistig zu verarbeiten. Um sich vom Treppensteigen und dem Weg über holprige Kopfsteinpflaster zu erholen, nahmen wir eine kleine Stärkung am nahegelegenen Uferrestaurant ein und entspannten beim Anblick des Flusses Wipper (Wieprza). Anschließend fuhren wir in die nächst größere Stadt Koszalin. Dort konnten die letzten Zloty ausgegeben, letzte Andenken und Reiseproviant gekauft werden. Erschöpft kehrte man zu einem letzten gemeinsamen Abendessen ins Hotel zurück und alle bereiteten sich auf die Abreise vor.
Schon kam der letzte Morgen. Die Koffer waren schon gepackt. Wehmütig, dass der Urlaub und die gemeinsame Zeit vorbei war, folgte nun die Verabschiedung von den neu gewonnenen und den nach langer Pause wieder gesehenen polnischen Freunden. Die Taschen wurden in den Kofferraum verfrachtet und los ging die Fahrt.
Es war deutlich zu spüren, dass die Rückfahrt von weniger Ausgelassenheit wie die Hinfahrt erfüllt war. Trotzdem wurde bei fröhlichen Liedern wieder eifrig mitgesungen und nach wiederum etwas mehr als 12 Stunden Fahrt kamen alle wieder zu Hause an, auch diejenigen, die am liebsten im schönen Urlaubsort Dabki geblieben wären bei ihren polnischen Freunden.
Caroline Richter
Eine Brücke zwischen Krakau und Eckernförde
„Wir haben nicht geglaubt, dass wir jemals würden ins Ausland reisen können und noch weniger, dass Menschen aus Polen oder aber aus Deutschland so sehr zu unseren Freunden werden würden."
Diese Beschreibung kennzeichnet treffend das starke Band, das zwischen der Abteilung für Rehabilitation des Krakauer Babinski-Krankenhauses und dem Brücke-Haus in Eckernförde im Laufe von Jahren geknüpft wurde.
Beziehung kann nur entstehen, wenn sie gepflegt und ihr Zeit gegeben wird. Dieser Gedanke und die Idee, psychisch kranke Menschen ganz in den Mittelpunkt einer deutsch-polnischen Partnerschaft zu stellen, regte Karin Pohl an, auf ihre ehemaligen Partner aus der Betheler Zeit auch nach ihrem Arbeitsplatzwechsel in die Brücke Rendsburg-Eckernförde zuzugehen. Dieses Angebot wurde von den Kollegen des Babinski-Krankenhauses freudig aufgegriffen. Aus dem Besuch einer Delegation aus betreuten Menschen und Mitarbeitern der Brücke in Krakau, bei dem auch Patienten des Babinski-Krankenhauses in die weiteren Planungen einbezogen wurden, entwickelte sich ein Projekt, dass von Jahr zu Jahr an Intensität zugenommen hat.
Jedes Jahr im September trifft sich eine Gruppe von 12 Patienten aus Krakau mit 12 betreuten Menschen aus Eckernförde, jeweils begleitet von Mitarbeitern und Ehrenamtlichen beider Einrichtungen zu einem zweiwöchigen Urlaub in Polen. Die Reiseziele, wie zum Beispiel das Riesengebirge oder Masuren, werden gemeinsam ausgewählt. Um die Annäherung der Gruppen aneinander leichter zu gestalten, sind immer Menschen dabei, die nicht das erste Mal an diesem Urlaub teilnehmen, also bereits an ihre Beziehungen anknüpfen können.
Jedes Jahr im Mai reist eine Gruppe an den Wohnort der Freunde, eine Krakauer Gruppe besucht also Eckernförde oder eine Eckernförder Gruppe Krakau. Während dieser Woche präsentieren die Menschen ihren Ort, seine Geschichte und attraktive Ziele in der Umgebung. Von der Brücke betreute Menschen luden ihre Gäste aus Krakau auch ein, in ihren Wohnungen zu übernachten, sofern sie die Möglichkeit dazu hatten. Was aber ganz wichtig war, und das zieht sich wie ein roter Faden durch alle Begegnungen, man feiert Feste, man tanzt und genießt das Miteinander. Es hat eine sehr hohe Bedeutung für beide Gruppen, in der Rolle des Gastes, aber fast eine noch größere, in der Rolle des Gastgebers zu sein, zu der jeder seinen Beitrag leistet und etwas zu bieten hat.
Einmal im Monat treffen sich die Gruppen jeweils an ihrem Wohnort, tauschen sich über Pläne und Neuigkeiten aus und berichten über ihre persönlichen Kontakte zu den Freunden aus dem anderen Land. In Eckernförde wird alle 2 Monate ein Fest gefeiert, das von der „Polen-Gruppe" ausgerichtet wird. Bei der Gelegenheit wird einem größeren Kreis die Arbeit dieser Gruppe vorgestellt.
Eine zusätzliche Bedeutung hat die Partnerschaft durch ein gemeinsames Projekt gewonnen, das von einer norwegischen Stiftung gefördert wird. Die Tagesstätte Eckernförde mit ihrer Kleiderbörse ist Projektpartner für einen second hand Laden im Babinski-Krankenhaus. Dieser Umstand hat eine noch regere Kommunikation entstehen lassen.
Im Mai 2008 werden 16 Menschen aus Krakau in Eckernförde erwartet, im September findet der sechste gemeinsame Urlaub nach siebenjähriger Partnerschaft in Krynica Morska statt. Halina Pyla, Jacek Kowlaczyk, Karin Pohl und ihr ehrenamtlicher Partner Manfred Uhl, die bisher jede dieser vielen Aktivitäten in der Partnerschaft begleitet haben, Anna Przewłocka und Klaus Magesching, die sie gefördert und unterstützt haben: „Selten haben wir erlebt, dass etwas so viel Freude machen und dadurch Menschen in relativ kurzer Zeit so viel geben kann, wie diese wiederkehrenden, und zwar zuverlässig wiederkehrenden Begegnungen".